Rochen in meinen Becken


Das Zuchtpaar, Potamotrygon spec. perl ray


Ein Nachzuchtweibchen


Potamotrygon menchacai


Potamotrygon schröderi

Potamotrygon scobina / orbignyi aus dem Rio Xingu


Potamotrygon sp. marbled motoro


Potamotrygon sp. Itaituba


Plesiotrygon sp. blacktailed antenna ray


Potamotrygon leopoldi

Einige abgegebene Rochen








Oben: rechts und links ist das selbe Tier abgeblidet!




















Bericht aus dem Aqualog news 70



Mein Bericht aus dem Elasmoskop Ausgabe Nr. 18 Jahrgang
Erfahrungen mit Süsswasserrochen der Gattung Potamotrygon im Aquarium

Mein Hobby
Seit über 20 Jahren bin ich von dem Virus Aquaristik infiziert.
An den „Grenzbereich der Aquaristik“, wie mein Kollege zu sagen pflegt, bin ich vor fünf Jahren gekommen, als ich bei einem Freund das erste Mal Süsswasserrochen gesehen habe
Vor vier Jahren kaufte ich mir ein Paar Pfauenaugenstachelrochen (Potamotrygon motoro).
Leider war mein erstes Rochenbecken bald viel zu klein. Da sich die Rochen hauptsächlich am Boden aufhalten, sollte die Grundfläche eines Rochenbeckens so gross wie möglich sein.
Bald folgte das erste richtige Rochenbecken es hat 2,8 m² Grundfläche. Da ich von den Tieren so fasziniert war, bestellte ich kurze Zeit später ein weiteres Aquarium mit der Grundfläche von 4 m².
Ein weiteres Aufzuchtbecken mit 2,1m² Grundfläche ist im Bau.

Momentan pflege ich in meinen Becken ein Paar Potamotrygon motoro, drei P. sp. Perlenrochen, jeweils ein Paar Tigerrochen P. menchacai , P. reticulata sowie einige Jungtiere.

Abb.1: Perlenrochen Weibchen

Abb.2: P. motoro Männchen



Abb.3: P. mechancai links das Weibchen
im Jugenkleid rechts das älter und bereits
umgefärbte Männchen

Abb.4: P.reticulata JungtierZucht von Süsswasserrochen

Mein erstes Paar P. motoro entwickelte sich sehr gut und bekam nach 1 ½ Jahren das erste Mal gesunden Nachwuchs.
Das Weibchen verpaarte sich mit dem Männchen bis heute fünf Mal.
Ich befürworte die Nachzucht von Rochen, denn durch jeden in Menschenobhut geborenen Rochen werden mindestens zwei bis drei Jungtiere nicht in Amazonien gefangen.
Nachzuchten kennen von Geburt an nur die Bedingungen in Menschenobhut .
Sie müssen sich daher nicht an neue Umstände wie geänderte Wasserqualität oder
Ersatzfutter gewöhnen.
Zudem sind junge Rochen noch nicht so widerstandsfähig, um längere Zeit ohne Futter auskommen zu können. Vom Tag, an dem ein Fisch in Südamerika gefangen wird, bis er in einem heimischen Aquarium schwimmt, können einige Wochen vergehen. Die körperliche Belastung der Tiere, bedingt durch den Futtermangel und den vielfachen Wasserwechsel, bedeutet Stress.
Bestimmt sind nicht alle Arten gleich einfach zu züchten.
Der Zuchterfolg hängt im wesentlichen von folgenden Punkten ab:
- Geschlechtsreife beider Tiere
- Futterqualität
- Futtermenge
- Rochen Anzahl im Becken
- Wasserqualität
- Eingewöhnungszeit, bei geschlechtsreifen Wildfängen dauert es länger, bis sie sich verpaaren.
Ein P. motoro Männchen kann bei guter Fütterung und guter Wasserqualität schon nach 18 Monaten geschlechtsreif sein.
Die Geschlechtsunterschiede sind schon bei neugeborenen Rochen sichtbar.
Zu Beginn der Paarung wird das Weibchen vom Männchen durch das Becken gejagt und in den Flossensaum gebissen.


Abb.5: Das Männchen hat sich im Flossensaum des
Weibchens festgebissen Am Boden sind neugeborene Jungtiere zu sehen

Abb.6: und lässt sich durch das Becken ziehen.

Die teils grossen Bisswunden am Weibchen verheilen in der Regel ohne Medikamente.
Manchmal bleiben aber Verletzungen im Flossensaum zurück, die nicht mehr heilen.
Beisst ein Männchen in einen Ocellas, verändert sich die Form des Punktes.
Das Paarungsverhalten der Rochen ähnelt demjenigen einiger Haiarten.
Männliche Haie beissen sich in die Brustflosse der Weibchen fest und lassen sich so durch das Wasser ziehen.

Die Paarungsperiode der Rochen kann bis zu 3 Wochen dauern.
Bei der Paarung beisst sich das Männchen am Saum des Weibchens fest.
Es lässt sich so einige Runden durch das Becken ziehen, bis es sich unter das Weibchen drehen kann. Der eigentliche Geschlechtsakt dauert nur wenige Sekunden.
Durch die zu einer Röhre umgewandelten Bauchflossen, genannt Klasper, findet die Befruchtung im Innern des Weibchens statt.
Die Tragzeit beträgt ca. 3-4 Monate. Während der Schwangerschaft verdoppelt sich der Futterbedarf des Weibchens.
Grosse Weibchen können bis zu 15 Jungtiere lebend gebären.

Datum
Anzahl Junge
Männchen
Weibchen
Scheibendurchmesser
Tragzeit Tage
30.04.2002
2
1
1
2x7cm
122 Tage
30.08.2002
5
1
4
2x7cm / 3x6cm
89 Tage
15.01.2003
2
2
2x7cm
09.05.2003
7
2
5
7x7 cm
115 Tage
20.10.2003
4
3
1
7cm
111 Tage
14.02.2004
10
4
6
9x10cm 1x8cm
116 Tage
08.06.2004
7
3
4
6x7cm / 1x5cm
114 Tage
Tab.1: Geburtenstatistik meines Potamotrygon motoro Weibchens

Mit „nur“ ca. 40cm Durchmesser hat mein motoro Weibchen am 14.2.2004,
10 grosse Jungtiere geboren. Das ist eine Seltenheit und wahrscheinlich nur im Aquarium möglich.


Abb.7: Hochschwangeres Weibchen einige Stunden vor der Geburt


Abb.8: P. motoro eine Stunde nach der Geburt

In freier Natur ist die Anzahl der Jungtiere viel geringer. Dort Freiheit bekommen die Weibchen ein- bis zweimal pro Jahr Junge.
Die Geburt dauerte bei meinem Weibchen jeweils nur wenige Minuten. Am Schwanz haben die Jungen bereits einen kleinen Stachel mit dem sie sich verteidigen können. Die jungen Tiere sind im Mutterleib eingerollt und der Schwanz mit dem kleinen Stachel ist auf den Bauch geklappt. Dadurch wird die Mutter bei der Geburt nicht verletzt.
Die Jungen sind gleich nach der Geburt selbstständig. In Freiheit wurde jedoch schon beobachtet, dass die Jungen noch einige Zeit in der Nähe des Muttertieres blieben.


Es erfolgt keine Brutpflege.
Da ich die Jungen gezielt füttern will, trenne ich sie kurze Zeit nach der Geburt von den grossen Rochen. Die Kleinen werden in einem separaten Aufzuchtbecken an das dargebotene Futter gewöhnt.
Die kräftigen Tiere haben keine Probleme sich an die neue Lebensform anzupassen.
Kräftige Jungtiere schwimmen kurze Zeit nach der Geburt schon im Becken umher als hätten sie noch nie etwas anderes gemacht.
In den ersten beiden Tagen nehmen sie keine Nahrung auf. Ab dem 3. Tag verfüttere ich Frostfutter, grosse Salinenkrebse, schwarze und rote Mückenlarven.
Rochen bilden eine Art Glocke unter der sie ihre Beute festhalten.
Junge Rochen haben nur ein kleines Maul und können dadurch auch nur feine Futterstücke erbeuten. Schon nach wenigen Tagen reagieren sie auf dargereichtes Futter .
Als Bodengrund verwende ich eine dünne Schicht Sand, in den sich die Tiere gerne eingraben.
Auf dem Rücken der jungen Rochen bleibt der feine Sand mehr kleben, als an ausgewachsenen Tieren. Ich vermute, das hilft der Tarnung.

Mutationen
In ganz seltenen Fällen werden missgebildete Jungtiere geboren. Sie entstehen wohl durch Mutationen.
Auch im Frankfurter Zoo wurden bereits Rochen mit Missbildungen geboren.
Die Tiere erinnern manchmal sehr stark an Fledermäuse. Nicht abwegig ist daher der Name Fledermausrochen bzw. "Batman Stingray".
Im Buch „Süsswasserrochen“ aus dem A.C.S.-Verlag sind zwei solche Tiere vorgestellt. Es sind Mutanten. Ein Tier wurde in einer Exportstation in Belem fotografiert.
Dies zeigt, dass solche Missbildungen nicht nur im Aquarium auftreten.
Ein weiteres Tier das diese Mutationen aufweist ist in der zoologischen Staatssammlung in München hinterlegt.
Am 8. April 2004 kamen bei einem befreundeten Aquarianer drei Junge P.motoro zur Welt, die alle stark missgebildet waren. Das Weibchen hatte während der Schwangerschaft ab und zu einen geblähten Bauch. Ich kann nur vermuten, dass dies das Problem für die Missbildungen war.


Abb. 9: Die drei P.motoro Mutanten nach der Geburt

Der Flossensaum aller drei Jungtiere ist vor dem Kopf nicht zusammengewachsen.
Auch am hinteren Scheibenrand fehlt ein Stück.

Entwicklung der missgebildeten Tiere

Abb.10: Röntgenbild des verstorbenen Mutanten.

Das Verhalten war während der ersten Tage normal. Zwei Tiere hatten bei der Geburt einen Durchmesser von 10cm . Ein Tier war viel kleiner. Der Durchmesser betrug nur 6cm. Der Schwanz ist bei allen drei kürzer als bei gesunden P. motoro.
Das kleinsten Tier zeigt die stärkste Missbildung. Der Stachel ist extrem klein, der Flossensaum ist über dem Kopf am weitesten geöffnet. Bei allen Tieren fehlt auch ein Stück des hinteren Flossensaumes.
Bedingt durch die Form kann sich das Tier nur auf dem Bodengrund richtig vorwärts bewegen. Gleiten im freien Wasser, wie bei einem gesunden Tier, ist fast unmöglich.
Nur ein Tier gleitet ab und zu im freien Wasser. Den anderen Rochen habe ich noch nie frei durch das Becken schwimmen gesehen.
Leider können die Tiere durch ihre Behinderung, das Futter nicht richtig aufnehmen. Die Rochen können das Futter nicht „festhalten“. Damit sie nicht verhungern muss ich viel Futter reichen.
Nach vier Wochen verhielten sich die Jungen nicht anderes als normal entwickelte Tiere. Der Futterbedarf ist, bedingt durch die Form der Rochen immer noch höher als bei „normal“ entwickelten jungen Rochen.
Trotz des vielen Futters ist nach 5 Wochen das kleinste Tier gestorben. Ich vermute, dass sein Magen zu klein gewesen ist, und er nicht genügend Futter zu sich nehmen konnte. Das Tier war am stärksten missgebildet.



Abb.11: Das verstorbene Jungtier. Von oben

Abb.12: von unten

Den anderen beiden Tieren geht es gut. Sie versuchen bereits kleine Muscheln zu fressen. Nur mit viel Mühe können die Rochen grosses Futter zerkleinern. Durch ruckartige seitliche Bewegungen zerreisen sie das Futter.
Rochen blasen bei der Futtersuche in den Sand. Das fehlende Stück Saum macht sich am meisten beim Durchstöbern des Sandes bemerkbar. Die missgebildeten Tiere müssen viel mehr blasen um an das gewünschte Futter zu gelangen.


Abb.13: Bei der Futtersuche blasen die Tiere in den Sand Futter

Abb. 14: Der eingegrabene Rochen wittert

Bedingt durch die Missbildung bleiben sie relativ oft an Einrichtungsgegenstände wie Steine und Wurzeln hängen. Bis sie sich wieder befreit haben, sind sie sehr nervös.
Unterdessen sind die Tiere vier Monate alt und können auch Muscheln und kleine Fische zerkleinern und fressen.

Abb.15: Mutante beim Fressen einer Herzmuschel

Abb.16:Missbildung an einem P.motoroim Frankfurter Zoo Bild: A.Ochs 02

Inzwischen hat sich das Weibchen mit dem gleichen Männchen erneut verpaart und diesmal sechs gesunde Rochen geboren. Die Körperform der Jungen ist nicht missgebildet.
Aus Platzgründen ist es mir nicht mehr möglich die beiden missgebildeten Rochen aufzuziehen.
Bei einem anderen Aquarianer werden sie nun ein neues Zuhause finden.

Mein grosses Ziel ist es, einmal Nachwuchs von allen meinen Rochen zu haben.
Für mich ist die Pflege von Süsswasserrochen das Grösste was es in der Aquaristik gibt.

Bericht von Daniel Wehrli

Bei einem Zuchtbericht-Wettbewerb, wo ich einen ähnlichen Bericht gesendet habe, belegte ich den dritten Rang.
Der Wettbewerb wurde von Aquarium.ch durchgeführt.

Hallo zusammen,
der Zuchtbericht-Wettbewerb von Aquarium.ch und dem SDAT ist entschieden. Die Rangliste wurde bereits in der Aquaterra veroeffentlicht. Hier sind die Gewinner:
1. Hans Kellermueller: Zuchtbericht ueber den Blauen Antennenwels (Ancistrus dolichopterus)
2. Angel D. Kuenzle: Nanochromis transvestitus

3. Daniel Wehrli: Bericht ueber die Zucht der Suesswasserrochen Potamotrigon im Aquarium

Das Organisationsteam bedankt sich ganz herzlich bei den Teilnehmern. Zudem moechten wir uns bei den Sponsoren, die grosszuegigerweise Preise gestiftet haben, noch einmal herzlich bedanken:
Der Wettbewerb wird unterstützt von:
Aquarium Metzler, Werkstr. 5a, 9000 St. Gallen (www.aquarium-metzler.ch)
Aquarium & Teich, Wohlerstrasse 35, 5612 Villmergen (www.aquarium-shop.ch)
Fish-Point, Feuerwerkerstrasse 46A, 3603 Thun, (www.fish-point.ch)
Matavi Cichliden-Shop, Büttikerstr. 2, 5614 Sarmenstorf (www.matavi.ch)
Swisstropicalfish, Höhenweg 8, 3362 Niederönz (www.swisstropicalfish.ch)
Tropic Fish Center, Haldenrain 8, 6102 Malters (www.tropicfishcenter.ch)
Die Gewinnerbeitraege werden hoffentlich bald ueber aquarium.ch zugaenglich sein.
Liebe Gruesse, Michi